Zusätzliche Projektförderung 2020

Die Corona-Krise hat die Bedeutung des Bildungssystems in Deutschland und der Chancengerechtigkeit noch einmal hervorgehoben. Aus diesem Grund hat sich die Cranach-Stiftung entschieden, im Jahr 2020 ein besonderes Zeichen zu setzen und mehr Projekte zu fördern als je zuvor. Zu diesem Zweck vergibt die Stiftung neben dem Cranach Förderpreis vier Zusatzpreise an Projekte der Karlsgarten-Schule in Berlin, der Geschwister-Scholl-Schule in Rodgau, der Edith-Stein-Schule in Frankfurt und des Barnim-Gymnasiums in Berlin.

An der Karlsgarten-Grundschule werden rund 450 SchülerInnen im Norden Neuköllns unterrichtet. Kulturelle Vielfalt, Mehrsprachigkeit und Urbanität zeichnen nicht nur die Nachbarschaft, sondern auch die Schule selbst aus. Als Inklusionsschule in teilgebundenem Ganztagsbetrieb profitiert die Grundschule davon, dass alle gemeinsam lernen.

Ziel der Karlsgarten-Grundschule ist es, jedes Kind in der freien Entfaltung seiner individuellen Talente zu unterstützen – unabhängig vom sozioökonomischen, kulturellen oder religiösen Hintergrund. Da das Beherrschen von Sprache der Schlüssel zu Teilhabe und gesellschaftlichen Chancen ist, liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf der Sprachförderung. Zu diesem Zweck hat die Karlsgarten-Grundschule 2014 das Theaterprojekt “DAS BIN ICH – DAS SIND WIR!” ins Leben gerufen.

Mit der Unterstützung von professionellen Theaterpädagogen erarbeiten die SchülerInnen der Klassen 4-6 ein Theaterstück, das zum Ende des Schuljahrs vor Eltern, Freunden und der interessierten Öffentlichkeit aufgeführt wird. Dies ermöglicht es, jenseits des klassischen Fachunterrichts die Sprach-, Sozial- und Selbstkompetenzen der SchülerInnen zu fördern. Der Austausch in heterogenen Lerngruppen trägt dazu bei, neben dem sprachbezogenen Lernen auch in einen intensiven Austausch über Erfahrungen, Ansichten, Lebensstile und kulturelle Vielfalt zu kommen. Zudem fördert der Theaterunterricht die Eigeninitiative und das Verantwortungsbewusstsein der SchülerInnen. Im Zuge der Corona-Krise leistet das Projekt an der Karlsgarten-Grundschule über digitale Kanäle einen Beitrag dazu, die Kinder wieder zu erreichen und ihnen eine Möglichkeit zu bieten, ihre Gefühle und Gedanken zu verarbeiten.

Um die Fortsetzung des erfolgreichen Theaterunterrichts an der Karlsgarten-Grundschule zu unterstützen und eine Ausweitung auf die Klassen der Jahrgangsstufen 1-3 zu ermöglichen, fördert die Cranach-Stiftung das Projekt mit einem Zusatzpreis.

Die Geschwister-Scholl-Schule ist eine kooperative Gesamtschule mit rund 945 SchülerInnen in Rodgau. Die Schule legt großen Wert auf die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Schulformen und verfolgt das Ziel, größtmögliche Chancengerechtigkeit für die SchülerInnen zu verwirklichen. Mit den Schwerpunkten „MINT“, „Musik“ und „Kunst“ bietet die Schule ihren SchülerInnen mit unterschiedlichen Interessen und Neigungen viel Raum zur gezielten Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Um möglichst vielen SchülerInnen – insbesondere jenen aus bildungsfernen Haushalten – einen gezielten Umgang mit digitalen Medien zu ermöglichen, wird die Geschwister-Scholl-Schule im Schuljahr 2020/21 eine neu konzipierte eMINT-Klasse mit Schwerpunkt auf Mathe, Naturwissenschaften, Informatik und Technik ins Leben rufen. Die Klasse wird als Tabletklasse eingeführt, was bedeutet, dass die SchülerInnen Tablets zur Verfügung gestellt bekommen, durch die die Lernmethoden im Unterricht variiert und erweitert werden sollen.

Ziel des Projekts ist es, die Medienkompetenz der SchülerInnen zu entwickeln und den kritischen Umgang mit Medien zu schulen. Durch einen größeren Fokus auf das individuelle Lernen soll dabei auch die Lernkompetenz der SchülerInnen gestärkt werden. Dies soll dazu beitragen, die Perspektiven und Chancen der SchülerInnen in der zukünftigen Arbeits- und Studienwelt zu steigern – unabhängig von Herkunft und finanziellem Hintergrund. Die Erkenntnisse, die in der eMINT-Klasse gewonnen werden, sollen langfristig der gesamten Schülerschaft der Geschwister-Scholl-Schule zu Gute kommen.

Die Förderung der Cranach-Stiftung ermöglicht die Anschaffung der nötigen technischen Ausstattung und unterstützt so die Verwirklichung der eMINT-Klasse an der Geschwister-Scholl-Schule.

Die Edith-Stein-Schule ist eine verbundene Haupt- und Realschule mit offenem Ganztagsangebot und inklusiver Beschulung im Frankfurter Brennpunkt-Stadtteil Sossenheim. Rund 90 Prozent der SchülerInnen an der Schule haben einen Migrationshintergrund und viele SchülerInnen Deutsch als Zweitsprache erworben. In diesem herausfordernden Umfeld hat es sich die Schule zur Aufgabe gemacht, die SchülerInnen nicht nur bestmöglich auf den Schulabschluss, sondern auch auf den Einstieg ins Berufsleben und die weiterführende Schule vorzubereiten.

Zu diesem Zweck hat die Hauptschule der Edith-Stein-Schule in den Jahrgangsstufen sieben und acht einen Betriebstag eingeführt. Hierbei handelt es sich um eine wöchentliche Berufserkundung, die unter dem Motto „Zukunft möglich machen“ steht. Ziel des Betriebstages ist es, die SchülerInnen durch praxis- und projektorientiertes Lernen auf die Arbeitswelt vorzubereiten, berufliche Perspektiven zu eröffnen und den Übergang von der Schule zum Beruf zu erleichtern. Hierzu stehen den SchülerInnen verschiedene Wahlkurse zur Verfügung. Daneben steht die persönliche Entwicklung der Kinder im Vordergrund. So dient der Betriebstag dazu, dass die SchülerInnen Erfahrungen sammeln, ihre Stärken kennenlernen und mögliche Ängste überwinden.

Mit Unterstützung der Cranach-Stiftung soll neben der Sicherung des Weiterbestands des Projekts an der Edith-Stein-Schule auch das Kursangebot des Betriebstages ausgebaut werden, um eine intensivere Förderung der Kinder zu gewährleisten und den SchülerInnen noch mehr berufliche Perspektiven zu eröffnen.

Am Barnim-Gymnasium in Berlin lernen derzeit über 1.080 SchülerInnen. Ziel der Schule ist es, neben der zukunftsorientierten Bildung humanistische Werte wie Eigenverantwortung und Zivilcourage im Schulleben zu vermitteln. Auf diesem Weg spielt auch die kulturelle Offenheit eine große Bedeutung. An der Schule sind nicht nur Kinder mit verschiedensten gesundheitlichen Einschränkungen und Behinderungen erfolgreich in den Schulalltag integriert, auch die Aufnahme vieler SchülerInnen vietnamesischer und osteuropäischer Herkunft ist gelungen.

Als im Bezirk die schulische Bildung von Kindern mit Fluchterfahrung ein Problem darstellte, war das Barnim-Gymnasium ein wesentlicher Teil der Lösung. Gestartet mit 30 Willkommenskindern wurden zwischenzeitlich bis zu 200 Willkommenskinder des Barnim-Gymnasiums und einer angrenzenden Grundschule an einer Außenstelle unterrichtet. Genau hier setzt das Projekt „Leben in Deutschland – Brücken bauen“ an, welches die Cranach-Stiftung bereits 2017 mit dem Cranach Förderpreis ausgezeichnet hat.

Mit dem Projekt hat sich die Schule zum Ziel gesetzt, die soziale Integration der Willkommenskinder zu stärken. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt das Barnim-Gymnasium u.a. einen Sozialarbeiter als Kulturdolmetscher ein. Dieser unterstützt bei Elterngesprächen, leistet zusätzliche Sozialarbeiterstunden sowie Unterrichtsstunden zu Ethik und Religion und bietet Workshops zur Wertevermittlung und Gewaltprävention an.

Um die Fortsetzung des erfolgreichen Projekts zu unterstützen und die Schule für ihr besonderes Engagement bei der Integration von Willkommensklassen auszuzeichnen, fördert die Cranach-Stiftung das Projekt mit einem Zusatzpreis für ein weiteres Jahr.

 

 
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